Blutzeuge der Bewegung

 

 

1925

 

 

Gustav Kammerer 

(* 2.8. 1892 - 11. 1. 1925)

 

Gau Baden

 

 

Der Name Gustav Kammerer wird nur in wenigen Quellen genannt. Auch Listen, die einen offiziellen Charakter tragen, führen ihn nicht.

 

Warum dies der Fall war, kann und soll hier nicht verifiziert werden.

 

Gustav Kammerer war 32 Jahre alt und Makler für landwirtschaftliche Produkte. Außerdem unterhielt er einen kleinen bäuerlichen Betrieb.

 

Kammerer hatte an den Schlachten des Ersten Weltkrieges teilgenommen und war Angehöriger des Schlageterbundes, einer Organisation, die später in die Sturmabteilung der NSDAP überführt wurde.

 

In seiner mittelbadischen Heimatstadt Liedolsheim bei Karlsruhe lief im Januar 1925 der Wahlkampf um das Amt des Bürgermeisters. Aus diesem Anlaß veranstaltete der Schlageterbund einen Umzug, zu dem Gustav Kammerer anreiste. In der Nähe des SPD-Parteibüros wurden auf die Marschgruppe etwa achtzig Schüsse abgefeuert. Der Sozialdemokrat Emil Schwörer hatte das Feuer aus einer verbarrikadierten Stellung heraus eröffnet und Kammerer tödlich getroffen. Vier weitere Männer des Schlageterbundes wurden ebenfalls schwer verwundet.

 

Die Abteilung 8/274 Liedolsheim des Reichsarbeitsdienstes trug den Ehrennamen Gustav Kammerer.

 

 

Fritz Kröber

(24. April 1908, 26. April 1925 in Durlach, Großherzogtum Baden)

 

 

Fritz Kröber war ein Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.

 

Nach einer Veranstaltung am 26. 4. 1925 war die Karlsruher SA bereits mit Ausnahme einer kleinen Wachbereitschaft weggetreten. Eine Verstärkung für die Männer des Schlageterbundes, die eine Propagandafahrt für den späteren Reichspräsidenten Hindenburg durchgeführt hatten, konnte nicht mehr gestellt werden.

 

Die Männer wollten nun den etwa acht Kilometer langen Heimweg antreten, befürchteten jedoch Angriffe von politischen Gegnern. Auf die Anfrage nach Begleitschutz der Polizei wurde ihnen mitgeteilt, der Weg zurück nach Durlach wäre frei und ohne Gefahren auf den Lastwagen befahrbar. Warum diese falsche Auskunft so kurzfristig vor einem schweren Überfall erteilt wurde, konnte nie festgestellt werden. Die Gruppe setzte sich in Marsch.

 

 

Das Grab des siebzehnjährigen Fritz Kröber

 

Die LKWs mit den uniformierten Männern hatten in der Abenddämmerung die Eisenbahnbrücke in Richtung Durlach passiert und befanden sich auf Höhe der Straßenbahnhaltestelle Durlacher Bahnhof, als zweihundert Angehörige des Reichsbanners aus den Büschen an der Straße hervorbrachen und die Fahrzeuge durch Steinwürfe zum Stehen brachten. Der Steinhagel steigerte sich, sobald die Männer auf den Ladeflächen dichtgedrängt als stehende Ziele auszumachen waren.

 

Die Mitglieder des Schlageterbundes springen eilig von den Lastwagen und werden mit schweren Eisenstangen und Holzlatten angegriffen.

 

In diesem Durcheinander tritt der Polizeibeamte und Reichsbanner-Mann Reize an einen der Wagen heran. Er zieht seine Waffe und feuert durch die Planken der Ladefläche in die verletzten SA-Männer hinein. Den am Boden liegenden Fritz Kröber treffen zwei Schüsse. Der Siebzehnjährige stirbt kurz darauf, während das Reichsbanner seine Angriffe weiter fortsetzt.

 

Kröber wuchs in armen Verhältnissen auf. Er war von Beruf Handformer. Sein Vater fiel im Ersten Weltkrieg, und die Mutter arbeitete in einer Pantoffelfabrik.

 

Am 26. 4.1925 hatten die Deutschnationale Volkspartei, der Schlageterbund und die NSDAP die Propagandafahrt auf zwei Lastwagen angemeldet. Die Fahrzeuge stellte Maurermeister Krieger. Entgegen der polizeilichen Maßgaben verließen die Gruppen das Stadtgebiet von Durlach, um sich auch in den umliegenden Dörfern zu zeigen. In Wolfartsweier trafen die Fahrzeuge auf eine Fußballmannschaft des linksgerichteten Arbeiterfußballvereins. Es kam zu einer ersten Auseinandersetzung, die von dem Sportverein ausging und in deren Verlauf Schüsse oder Schreckschüsse von einer der Fahrzeugbesatzungen abgegeben wurden.

 

Die Fahrt wurde über Stupferdich nach Götzingen fortgesetzt, wo die Männer ein über die Straße gespanntes, zerrissenes Bild des Generalfeldmarschalls von Hindenburg vorfanden. Ein Mann des rechten Verbandes ging daraufhin ins Rathaus, um sich zu beschweren. Beim Verlassen des Verwaltungsgebäudes wurde er von Angehörigen des Reichsbanners angegriffen. Während seine Kameraden Hilfe leisten wollten, fiel erneut ein Schuß aus einer Schreckschußpistole. Dies, so wird vermutet, ist der Ursprung des Gerüchtes, das kurz darauf im drei Kilometer entfernten Durlach kursierte, ein Angehöriger des SPD-nahen Reichsbanners sei erschossen worden.

 

Die Wagen mit ihrer dreißig bis vierzig Mann starken Besatzung waren durch die Aussage der Polizei davon überzeugt, sicher durchzukommen.

 

Als sie wieder in Durlach eintrafen, ereignete sich der tödliche Angriff.

 

Bereits am folgenden Tag wurde Otto Reize, der Gewerkschaftssekretär Schindler und weitere Angehörige des Reichsbanners verhaftet. Sie blieben bis zum Prozeßbeginn im Februar 1926 in Untersuchungshaft im Amtgefängnis von Karlsruhe.

 

Obwohl Reize als Haupttäter für den Tod des siebzehnjährigen Fritz Kröber verantwortlich gemacht wurde, lautete die Strafe nur auf zwölf Monate Gefängnis unter Anrechnung der Untersuchungshaft. Die anderen Angeklagten erhielten geringere Strafen. Die Polizei entließ Reize mit besten Dienstzeugnissen. Nach verbüßter Haft fand er sofort Anstellung beim Arbeitsamt als Erwerbslosenkontrolleur und ab 1. Oktober 1930 als Geldeinnehmer für die örtlichen Stadtwerke. Reize blieb Mitglied des Reichsbanners und der SPD, für die er bereits im Jahr nach der Tat wieder öffentlich auftrat und sogar bei den Kommunalwahlen kandidierte. Er nahm sich 1939 nach dem Tod seiner Frau das Leben.

 

Für Fritz Kröber wurde in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle Durlacher Bahnhof ein Gedenkstein errichtet.

 

Am 14. 11. 1930 weihte die Hitlerjugend im Kampflokal »Lamm« die erste Fritz- Kröber-Scharfahne. Paul von Hindenburg entschied die Wahl mit 48,3 % der Stimmen gegen den Zentrumskandidaten Wilhelm Marx und den Kommunisten Emst Thälmann für sich.

 

 

Der Mörder wurde von der Weimarer Systemjustiz zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

 

Der Name "Fritz Kröber" wurde in die Liste der Unsterblichen Gefolgschaft der Hitlerjugend aufgenommen.

 

 

Matthias Mann

(*15. März 1898, † 28. Juni 1925 in Rosenheim)

 

 

Matthias Mann war ein Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.

 

Der 1898 im württembergischen Oberbalzheim bei Laubheim geborene Matthias Mann, seit 1922 Mitglied in der NSDAP, war nach seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg Gendarmeriewachtmeister in Rosenheim und Lenggries, nach seinem Abschied Reisender bei der Rosenheimer Mineralöl- und Brennstoffhandel GMBH.

 

Nach einem Wortwechsel zwischen Nationalsozialisten und Linksradikalen in einem Lokal zu Rosenheim (Obb.) am 27. Juni 1925 kommt es zu einer wilden Rauferei auf der Straße, wobei der frühere Gendarmeriwachtmeister Pg. Matthias Mann unter zahlreichen Messerstichen und Schlägen verblutet. Drei Jahre zuvor hat Mann als Wachtmeister den Kommunisten die rote Fahne fortnehmen müssen, nun wird er ein Opfer der Gesinnungsgegner. Er trug in Ehren das Eiserne Kreuz I. Klasse.

 

Die beteiligten Mörder standen allesamt der KPD nahe. Am 6. Oktober 1925 verurteilte das Landgericht Traunstein den bereits Vorbestraften Täter Albert Stadler zu 2 Jahren Haft. Die vom Staatsanwalt geforderte Zuchthausstrafe von 10 Jahren wurde nicht verhängt, da zwar vieles für "Stadler als Haupttäter spreche, dies aber dennoch nicht mit Sicherheit feststellbar" sei. Die weiteren am Mord beteiligten Täter: Martin Gruber erhielt 1 Jahr und 3 Monate, Sebastian Gruber 3 Monate und Josef Staudinger 6 Monate Gefängnis. Auch diese, als viel zu Milde angesehenen Urteile, riefen große Proteste hervor.

 

 

Werner Doelle

(* 8. Oktober 1909 in Berlin; † 9. August 1925 in ebenda)

 

Gau Berlin, SA-Gruppe Berlin-Brandenburg

 

 

Werner Doelle war ein Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.

 

Werner Doelle wurde in Berlin-Steglitz geboren. Als er drei Jahre alt war, verstarb der Vater. Von 1916 bis 1918 besuchte der Junge die Volksschule in Steglitz. Anschließend ging er für kurze Zeit zur Realschule. Nach nationalsozialistischer Lesart mußte Doelle die Schule wegen seiner nationalen Einstellung bald darauf verlassen. Die Mutter berichtete eine Begebenheit aus der Schule:

 

Im Zeichenunterricht weigerte sich Werner Doelle, die vorübergehende Flagge der damaligen sogenannten Weimarer Republik zu zeichnen. Nach der Wiederholung, eine Flagge zu zeichnen, malte er daraufhin eine Schwarz-Weiß-Rote Fahne mit einem Hakenkreuz.

 

 Werner Doelle nahm nach der Schule eine Ausbildung bei Siemens auf. Auch hier geriet er jedoch durch politische Aussagen mit den Lehrern der Berufsschule aneinander. Ob der junge Mann später eine Bankausbildung absolvierte, ist nicht mehr zu klären. In mehreren Quellen wird der Tote als Banklehrling beschrieben. Auch hier geriet er durch seine politischen Aussagen mit den Lehrern der Berufsschule ständig aneinander. Doelle gehörte den nationalen Organisationen Jungsturm, Bismarckjugend und Frontbann als einer Vorläufer- und Tarnorganisation der SA an. Bereits mehrfach war er von politischen Gegnern angegriffen worden. Anläßlich einer Verfassungsfeier demonstrierte am 8. August 1925 das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Die Organisation Frontbann unternahm am gleichen Tage ebenfalls einen Aufmarsch in Berlin, um gegenüber den »Reichsbananen«, wie die republiktreue Organisation verballhornend genannt wurde, Präsenz zu zeigen. Die eigene Ablehnung der Weimarer Verfassung sollte deutlich dargestellt werden. Auf dem Kurfürstendamm kam es zu Zusammenstößen. Die Polizei löste daraufhin wenig später die Versammlung des Frontbanns auf. Kurz darauf trafen jedoch die verfeindeten Gruppen vor dem Kino »Al-hambra« wieder aufeinander. Die Angehörigen des Reichsbanners waren zahlenmäßig überlegen. Der Führer der linksgerichteten Einheit nutzt die Situation zu einer Ansprache gegen die Nationalen. Schnell entwickelt sich eine Schlägerei, in der die Frontbanner zunächst die Oberhand haben. Der Anführer der republikanischen Gruppe sprang daraufhin in ein wartendes Fahrzeug, zog eine Pistole und feuerte wahllos in die Menge. Der fünfzehnjährige Lehrling Werner Doelle wurde vor dem Haus Kurfürstendamm 68/Ecke Wilmersdorfer Straße von den Juden Schnapp tödlich getroffen.

 

Anläßlich einer Verfassungsfeier demonstrierte am 8. August 1925 das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold. Die Organisation Frontbann unternahm am gleichen Tage ebenfalls einen Aufmarsch in Berlin, um gegenüber den »Reichsbananen«, wie die republiktreue Organisation verballhornend genannt wurde, Präsenz zu zeigen. Die eigene Ablehnung der Weimarer Verfassung sollte deutlich dargestellt werden. Auf dem Kurfürstendamm kam es zu Zusammenstößen. Die Polizei löste daraufhin wenig später die Versammlung des Frontbanns auf. Kurz darauf trafen jedoch die verfeindeten Gruppen vor dem Kino »Alhambra« wieder aufeinander. Die Angehörigen des Reichsbanners waren zahlenmäßig überlegen.

 

Der Führer der linksgerichteten Einheit nutzt die Situation zu einer Ansprache gegen die Nationalen. Schnell entwickelt sich eine Schlägerei, in der die Frontbanner zunächst die Oberhand haben. Der Anführer der republikanischen Gruppe sprang daraufhin in ein wartendes Fahrzeug, zog eine Pistole und feuerte wahllos in die Menge. Der fünfzehnjährige Lehrling Werner Doelle wurde vor dem Haus Kurfürstendamm 68/Ecke Wilmersdorfer Straße tödlich getroffen.

 

Werner Doelle wurde in Berlin-Steglitz geboren. Als er drei Jahre alt war, verstarb der Vater. Von 1916 bis 1918 besuchte der Junge die Volksschule in Steglitz. Anschließend ging er für kurze Zeit zur Realschule. Nach nationalsozialistischer Lesart mußte Doelle die Schule wegen seiner nationalen Einstellung bald darauf verlassen. Ob dies den Tatsachen entspricht, ist ebenso schwer nachzuprüfen, wie die Frage, ob der Mörder des Jungen, wie in allen Quellen aus dem Dritten Reich beschrieben, tatsächlich Jude war.

 

Die Mutter berichtete eine Begebenheit aus der Schule.

 

Im Zeichenunterricht weigerte sich Doelle, die schwarz-rot-goldene Flagge der Weimarer Republik zu zeichnen. Der Lehrer wiederholte daraufhin seine Aufforderung, nun eine Flagge zu zeichnen. Der Schüler malte daraufhin fein säuberlich eine schwarz-weiß-rote Fahne mit einem Hakenkreuz.

 

Die Fahne des Berliner SA-Sturmes 68 trug den Namen des jungen Toten.

 

Werner Doelle nahm nach der Schule eine Ausbildung bei Siemens auf. Auch hier geriet er jedoch durch politische Aussagen mit den Lehrern der Berufsschule aneinander. Ob der junge Mann später eine Bankausbildung absolvierte, ist nicht mehr zu klären. In mehreren Quellen wird der Tote als Banklehrling beschrieben.

 

Doelle gehörte den rechten Organisationen Jungsturm, Bismarckjugend und Frontbann als einer Vorläufer- und Tarnorganisation der SA an. Bereits mehrfach war er von politischen Gegnern angegriffen worden.

 

Am 15. August 1925 setzen Familie und Kameraden den Toten in Berlin bei.

 

Nach ihm werden später die Lichtenfelder Straße und der SA-Sturm 68 Werner Doelle benannt. Durch Umorganisation erhielt auch der SA-Sturm Nummer 45/9 den Namen des Toten.

 

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