Blutzeuge der Bewegung

 

 

1926

 

 

Fritz Renz

(*5. Januar 1906, † 21. Februar 1926 in Altlandsberg)

 

 

Fritz Renz war ein Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.

  

Im Februar 1926 beteiligte sich Fritz Renz an einem Ausmarsch nach Altlandsberg, um mit Anhängern für Adolf Hitler zu werben. Dabei kommt es im Gasthof „Friedrichslust" zu Reibereien mit Reichsbannerleuten, aus denen sich eine Schlägerei und Schießerei entwickelt. Als die Frontbannerleute sich in ihr Versammlungslokal zurückziehen, stellen sie fest, dass Fritz Renz fehlt. Dieser ist auf der Straße in der Dunkelheit durch einen Schuss niedergestreckt worden. Die Reichsbannerleute zerrten den Schwerverletzten noch einmal in das Lokal und mordeten ihn bestialisch hin. Am 21. Februar erlag er in der Frühe den furchtbaren Verwundungen.

 

Nach ihm wurde eine Fritz-Renz-Straße in Neuenhagen benannt, wo er zur letzten Ruhe gebettet wurde. Ein großer Sportplatz in Erkner wurde durch den Gauleiter Kube 1933 auf den Namen „Fritz Renz" getauft. In Altlandsberg wurde 1934 an der Mordstelle durch den früheren Frontbannführer Daluege eine Gedenktafel enthüllt.

 

 

Franz Kortyka

(*4. August 1899, † 8. Juni 1926 in Mechtal (Oberschlesien)

 

 

Franz Kortyka war ein Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung. 

Ein Kämpferschicksal war das des Grubenarbeiters Franz Kortyka. Im ersten Weltkriege wurde er schwer verwundet. 1921 kämpfte er im „Bund Oberland" gegen die oberschlesischen Polenaufstände. 1926 wird er erstes Mitglied der Ortsgruppe Miechowitzi der NSDAP. Gegen Kommunisten steht er seinen Mann, trotzt dem Gegner. Am 8. Juni 1926 wird Franz Kortyka zusammen mit zwei Kameraden von einem Haufen von fünfzig Kommunisten, Reichsbannerleuten und polnischen Insurgenten, die sich in trautem Verein zusammenfanden, überfallen und mit Steinen beworfen. Die Polizei sieht zu, ohne einzugreifen. Die drei Nationalsozialisten wehren sich mannhaft. Da fällt ein Schuss von kommunistischer Mörderhand. Franz Kortyka sinkt tot zusammen.

 

Harry Anderssen

(*9. September 1881 in Breslau,† 26. September 1926 in Berlin)

 

 

Harry Anderssen [Andersen] war ein Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.

 

In Breslau geboren, übersiedelte Anderssen mit der Familie nach Berlin, wo er das königliche Luisengymnasium bis zur Prima besuchte und anschließend als Lehrling in den Bankberuf eintrat. Nach seiner Ausbildung wurde er als Mitarbeiter der Nationalbank eingestellt, wo er bis zu seinem Kriegseinsatz 1915 blieb. Als infanterietauglich gemustert, erhielt Anderssen seine militärische Ausbildung in Kassel. Auf den Schlachtfeldern Flanderns erlebte er seine Feuertaufe. Nach einer Verwundung erfolgte die Versetzung nach Vouzier, wo der Bankbeamte in einer Wechselstube tätig ist. Später teilt man ihn einer Telegrafenabteilung zu. Hier verblieb der spätere Sturmführer bis 1918. Aus dem Ersten Weltkrieg zurückgekehrt, wurde Anderssens Ehe geschieden, und er lebte mit seiner taubstummen Tochter bei seiner Mutter. Wieder in den Bankberuf zurückgekehrt, arbeitete Anderssen bei der Preußischen Staatsbank. Am 26. Mai 1925 tritt der Dreiundvierzigjährige mit der Parteinummer 5.828 in die NSDAP ein. In der Bank gründete Anderssen die erste nationalsozialistische Betriebszelle. Am 26. September 1926 bringt die nationalsozialistische Bewegung in Berlin ihr drittes Opfer. Der „Angriff" berichtet in einer späteren Ausgabe darüber erschütternd:

 

    "Es ist am 17. August. Die wenigen Nationalsozialisten, die am roten Kreuzberg auf scheinbar aussichtslosern Posten kämpfen, haben zu einem Diskussionsabend in ein Lokal in der Stallschreiberstraße eingeladen. Der Bankbeamte Harry Anderssen, ein guter Redner in dieser Schar, kreuzt mit seinen Gegnern scharfe Klinge. Als die anderen Parteigenossen zu später Nachtstunde den Heimweg antreten, bitten die Kommunisten Anderssen, noch etwas zu bleiben, um mit ihnen weiter zu diskutieren. Anderssen bleibt allein im Lokal zurück. In dem guten Glauben, dass interessierte Zuhörer sich um den Tisch scharen, erzählt er von Hitler. Schließlich ist es aber auch für die anderen Zeit, nach Hause zu gehen. Er verabschiedet sich und tritt auf die Straße hinaus. Als er gerade sein Fahrrad, das vor dem Lokal steht, von der Kette löst, öffnet sich die Tür, mehrere Kommunisten treten aus dem Lokal heraus, bilden einen Kreis um ihn, und während einer von ihnen kurze, abgehackte Sätze zu ihm spricht, holt ein anderer mit einem eisernen Gegenstand zu einem wuchtigen Schlage aus, der dem nichts ahnenden SA.- Mann den ganzen Unterkiefer zerschmettert. Nicht genug damit, bearbeiten sie dann den Wehrlosen, den die Wucht des Schlages zu Boden geworfen hat, noch mit den Stiefelabsätzen, stehlen ihm, der in seinem Blute besinnungslos auf dem Pflaster liegt, das Rad und verschwinden im stockfinsteren Häusermeer am Moritzplatz. Als Anderssen nach kurzer Zeit wieder zu sich kommt, schleppt er sich unter Aufbietung der letzten Kräfte in das Lokal zurück. Er alarmiert das Überfallkommando.

 

Als Harry Anderssen in das Urbankrankenhaus eingeliefert wird, stellen die Ärzte fest, daß der Unterkiefer durch den ersten Schlag vollkommen zertrümmert ist. Fußtritte und Schläge haben den Magen des Opfers schwer verletzt. Eine herkömmliche wie künstliche Ernährung war dadurch unmöglich. Der SA-Sturmführer Harry Anderssen starb über einen Monat später und wog bei seinem Tod noch 36 Kilo. Am 25. Oktober 1926 wurde der Tote beigesetzt. »Ich kann jetzt keine Veranstaltung, keine Versammlung der Bewegung mehr versäumen, weil ich doch weiß, daß er auch da sein würde", so lauteten die Worte, die seiner Mutter nach dem Tod ihres Sohnes zugeschrieben wurden.

 

An der Mordstelle in der Stallschreiberstr. 45 (Bezirk Kreuzberg) wurde am 27. September 1936 eine Gedenktafel eingeweiht und angebracht:

 

"An dieser Stelle wurde am 17. August 1926 der SA-Mann Harry Anderssen durch Rot-Mord erschlagen. Laß den Helden in deiner Seele nicht sterben. Sturm 45/8 'Harry Anderssen'."

 

Eine weitere, am 26. September 1933 eingeweihte Gedenktafel befand sich in dem Vorraum zur Hauptkasse (1. Stock) der Preußischen Staatsbank (Seehandlung), Markgrafenstraße 38 (Bezirk Mitte):

 

 "Im Glauben an die Wiedergeburt des Deutschen Reiches fiel unser Arbeitskamerad Harry Anderssen, SA-Mann, 26. September 1926."

 

Nach ihm war der Berliner SA-Sturm 45/8 benannt. Im Jahre 1936 gab man dem derzeitigen Boecklerpark in Berlin zu Ehren des SA-Mannes Anderssen den Namen "Harry-Anderssen-Park", nach der Besetzung Deutschlands 1945 mußte er in Urbanpark umbenannt werden. 1951 erhielt er vorübergehend den Namen des ersten DGB-Vorsitzenden Boeckler.

 

 

Emil Müller

(*10. Dezember 1905, † 27. September 1926 in Germersheim)

 

 

Emil Müller war ein Widerstandskämpfer gegen die Weimarer Republik und ein Blutzeuge der nationalsozialistischen Bewegung.

 

Ein Schreckensregiment führte in Germersheim der berüchtigte französische Leutnant Rouziers während der französischen Besatzung Deutschlands. Von einem anderen Offizier verabschiedete er sich einmal mit den Worten: „Ich gehe jetzt auf Deutschenjagd!" Auch ein deutscher Mann aus der Gefolgschaft Adolf Hitlers wurde zum Opfer dieses Unmenschen. Als Rouziers in der Nacht vom 26. zum 27. September 1926 Josef Mathes, einen Bürger Germersheims ohne Grund niederschoss, stellte ihn der SA-Mann Müller, ein einundzwanzigjähriger Arbeiter ohne ihn zu bedrohen, zur Rede. Das war Grund genug für den französischen Offizier, dem jungen Deutschen eine Kugel in die Brust zu jagen. Ein französisches "Militärgericht" sprach den Mörder Rouziers frei. Die Zeugen hingegen wurden wegen "Beleidigung der Besatzungsmacht" zu Strafen verurteilt.

 

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